Reha im Park, die auf den Alltag abfärbt

    Das MarselisborgCenter wollte einen rekreativen Park für PatientInnen und BesucherInnen schaffen. Gleichzeitig sollte der Park Trainingsmöglichkeiten bieten, damit die TherapeutInnen des Zentrums mit den PatientInnen nach draußen gehen und dort Übungen machen können.

    Für den Park haben Keingart Space Activators eine Reihe einfacher Trainingsinstallationen aus Eichenholzschwellen entworfen, die sich ästhetisch in die Umgebung einfügen. Sie wurden in Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen und Fachleuten des Zentrums entwickelt und von uns produziert und montiert.

    Der Entwurf hat ein dreifaches Ziel: Sie müssen für Trainingsübungen anwendbar sein, als Aufenthaltsmöglichkeit für Parkgäste fungieren und außerdem bespielbar sein.

    Die Trainingsanlagen sind Teil eines größeren Projekts zur Etablierung des Stadtparks SPARK, entworfen von Kristine Jensen Landskab & Arkitektur.


    Der Entwurf entspricht der Behandlungsphilosophie des Zentrums

    Keingarts Designauftrag unterlag einer Vorgabe durch die TherapeutInnen:
    Es durften keine speziellen Trainingsgeräte sein und alles musste aus Eichenschwellen bestehen.

    Flemming Overgaard, Partner und Architekt bei Keingart:
    „Dass alles aus Eichenholz gefertigt ist, ist zum Teil eine ästhetische Entscheidung, um Wiedererkennbarkeit und Homogenität zu schaffen. Es ist aber auch aus rehabilitativer und medizinischer Sicht wesentlich.

    Das Zentrum hatte an der Erstellung eines Kompendiums über ihre Philosophie der Outdoor-Rehabilitation mitgewirkt (Anm.: Reha im Freien), die u.a. beschreibt, welche Elemente am besten verfügbar sein sollten.
    Es war ihnen wichtig, dass die Trainingsinstallationen von PatientInnen oder KundInnen im Alltag anzutreffen sein könnten - damit sie sich selbst gut sagen können.

    - Hey, da ist ja eine Erhöhung... oder hier könnte ich mich einfach hinsetzen und wieder aufstehen.

    Daher wünschten sie sich etwas, das sich natürlicher anfühlt, damit es an Dinge erinnert, die man in der eigenen Umgebung, im Wald oder an der Bushaltestelle wiederfindet.








    Prototypenentwicklung mit per Post versandten Stäbchen 

    Die Vorgeschichte ist, dass Keingart im Frühjahr 2020 mit einer Gruppe von TherapeutInnen des Zentrums Workshops hätte durchführen sollen, um Erkenntnisse über Trainingsmöglichkeiten zu gewinnen und gemeinsam Setups zu bauen, die als Grundlage für Prototypen dienen könnten.

    Doch aufgrund des Corona-Lockdowns musste umdisponiert werden. Stattdessen schickte Keingart Pakete mit kleinen Stäbchen als Schwellen-Attrappen an die ausgebildeten Workshop-TeilnehmerInnen. Sie sollten sie also selbst bauen, fotografieren und die Vorschläge an Keingart senden.

    Flemming Overgaard erzählt:
    „Es gab sehr unterschiedliche Anregungen für die kleinen Schwellenkompositionen, und daraus wurde ein ganzer Hintergrundkatalog, aus dem wir einige ausgewählt und ausgearbeitet haben.
    Einige der Trainingsinstallationen wurden fast 1 zu 1 übernommen, wie die TherapeutInnen sie vorgeschlagen haben. Andere haben wir weiter ausgearbeitet oder sind Kombinationen von Elementen aus verschiedenen Vorschlägen. Letzten Endes haben wir sie in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn in der Landschaft platziert. Zuerst auf dem Plan, und dann haben wir die Verifizierung
    übernommen“.






    Mehrdeutige Elemente

    Das Design ist zurückhaltend und besteht aus mehrdeutigen Elementen, die auf verschiedene Weise verwendet werden können.
    Das heißt, man kann mit einer/m TherapeutIn oder TrainerIn dort hingehen, die/der einige spezifische Übungen mit einem macht. Man kann aber auch einfach loslegen und selbst herumprobieren.

    Viele Studien zeigen, dass gerade ältere Menschen, wenn sie im öffentlichen Raum auf eine Maschine stoßen, immer ein wenig besorgt sind, ob sie alles richtig machen.
    Die Idee hinter dem Entwurf von Keingart ist, dass die Trainingsinstallationen so offen gestaltet sind, dass man nicht den Eindruck bekommt, man könne etwas falsch machen.

    Das Design beinhaltet verschiedene Trainingsstufen, auf denen man die Übungen durchführen kann. Die größte der Installationen spiegelt sich selbst und hat eine Doppelfunktion in dem Sinne, dass die/der InstruktorIn eine Übung vormachen kann, die die/der PatientIn parallel dazu nachmacht.







    Hybriden

    Ist Mehrdeutigkeit und Multifunktionalität zeitgemäß?

    „Ein Teil dessen, woran wir derzeit arbeiten, besteht darin, neue Kombinationen oder Hybriden und kompaktere Anlagen zu schaffen“, berichtet Flemming Overgaard.
    „Früher war es eher so, dass man einen Sportplatz hatte, der sehr sportspezifisch war. Etwa eine riesige Rasenwüste als Fußballplatz. Und anderswo hat man einen Erholungspark, in dem man sonntags spazieren geht oder sonnenbadet. Und natürlich die Natur.

    Ich kann mir vorstellen, dass einiges von dem, an dem wir arbeiten werden und an dem wir eigentlich bereits arbeiten, Hybridformen sind. Wo wir einige Sportmöglichkeiten in einen eigentlich rekreativen Park einflechten, der wiederum einen wilderen Ausdruck mit wilderer Natur ausstrahlt als ein gepflegter, inszenierter Stadtpark, in dem der Rasen gemäht und die Hecke geschnitten wird.

    Es ist auch eine Integrationsübung, um nicht so aktive Menschen dazu zu bewegen, sich mit aktiveren Menschen zu treffen. Auf diese Weise kann man vielleicht auch zu einigen neuen Gemeinschaften inspirieren“.




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    Platzierung
    P. P. Ørumsvej 11
    DK - Aarhus

    Baujahr
    2021

    Referenzenummer
    2021