Molly Haslund über die Anfertigung verspielter Skulpturen für den öffentlichen Raum

    Auf dem Mårtenstorget vor der Kunsthalle in Lund lassen sich drei Spielskulpturen der Künstlerin Molly Haslund bestaunen. Wir haben mit Molly darüber gesprochen, Kunst zu erschaffen, die Spiel, Bewegung und Interaktion in den öffentlichen Raum bringt. Außerdem über Skalierung und Materialien.

    Die drei Werke: „Magiske Cirkler“ (Magische Kreise), „Genvejsfontæne“ (Abkürzungsfontäne) und „Hop ind, hop ud“ (Spring rein, spring raus) wurden in Zusammenarbeit mit Elverdal angefertigt.




    Ein spielerisches Werk für den öffentlichen Raum - wie gehen Sie die Aufgabe an?

    Wenn ich Arbeiten für den öffentlichen Raum schaffe, richte ich mich nach der eigentlichen Aufgabenstellung, die ich erhalte. Oft gibt es viele Anforderungen und Funktionen, von denen ausgehend gearbeitet werden soll. Aber ich untersuche auch, was an dem jeweiligen Ort vor sich geht.
    Ich verbringe gerne ein oder zwei Tage damit, einfach nur dazusitzen und das Straßen- und Ladenleben zu beobachten, um herauszufinden, welche Bewegungen, Strömungen und Energien vorhanden sind.
    Ich denke über das Beobachtete nach und überlege, wie sich das alles mit den Kriterien für die Arbeiten vereinbaren lässt. Außerdem denke ich daran, dass die Menschen, die ich sehe und treffe, mit dem Werk leben müssen. Dass sie sich hier aufhalten, an den Werken vorbeigehen werden, vielleicht sogar jeden Tag.



    Was kann der künstlerische Ansatz für Spiel und Bewegung tun?
    Es kann darauf aufmerksam machen, dass unsere Körper und Bewegungsmuster – wie wir sie denken und im Leben ausführen – unendliche Möglichkeiten bieten. Und er kann darauf aufmerksam machen, dass dort, wo wir uns Tag für Tag bewegen, kleine Unterbrechungen und Abweichungen durchaus Auswirkungen auf den Alltag haben können.
    Mir gefällt, wenn Arbeiten einen Bezug zur Realität haben, aber es muss auch ein gewisser Twist dabei sein. Sie sollen uns aus unseren gewohnten Funktions- und Bewegungsmustern herausholen.
    Dabei geht es auch darum, sich mit anderen zu treffen und gemeinsam aktiv zu sein. Irgendetwas zwischen Kontemplation, Spiel und Sport, wo man sich die Aktivität und die Regeln beim Spielen auf einer intuitiven Ebene ausdenken muss. Das bricht mit den Erwartungen an das Konzept des Spielens.

    Werke, die Begegnungen und Interaktionen schaffen

    Wozu möchten Sie mit Ihren Werken beitragen?
    Für die Skulpturen auf dem Mårtenstorget in Lund, bei deren Herstellung Elverdal netterweise mitgewirkt hat, bestand die Aufgabe darin, ein oder mehrere Werke zu schaffen, die sowohl als Skulpturen funktionieren als auch zum Spielen für mehrere Altersgruppen anregen.

    Die Skulpturen stehen gegenüber von der Kunsthalle in Lund, die vom Architekten Klas Anshelm (1914-1980) entworfen wurde. Es ist ein sehr schönes, minimalistisches Gebäude. Deshalb wollte ich etwas anfertigen, das nicht unbedingt aufsehenerregend wirkt.

    An der dem Platz zugewandten Fassade der Kunsthalle hat der Architekt eine 50 Meter lange Bank platziert. Deshalb fand ich, dass meine Werke nicht den Blick versperren sollten, wenn man auf der Bank sitzt und das Treiben auf dem Platz verfolgt. Gleichzeitig haben diejenigen, die die Werke aktiv nutzen wollen, ein Publikum auf der „Banktribune“.

    Ich wünsche mir, dass die Werke dazu beitragen, dass Menschen sich treffen, sich intuitiv in und zwischen den Werken bewegen – dass sie dort spielen. Erwachsene können sich dort treffen und gleichzeitig ihre Kinder im Auge behalten, die am Labyrinth und Springbrunnen spielen. Vielleicht entdecken sie das riesige Hüpfkästchen, hüpfen zusammen oder machen ein Selfie in den „Magischen Kreisen“. Oder sie finden heraus, ob man etwas mit ihnen machen kann – gehen vielleicht hindurch.




    Fotografin: Matilde Haaning

    Spiele und altbekannte Geräte aus neue Perspektiven

    Was inspiriert Sie?
    Alles Mögliche. Aber oft Dinge, die den menschlichen Körper in Bewegung setzen können. Traditionelle Spielgeräte und Spiele inspirieren mich, sie aus einem anderen Winkel zu betrachten und ein wenig zu verändern, so dass sie neu erlebt werden können. Sie haben eine innewohnende Sprache, die mir aufzeigt, wie ich mich mit ihnen bewegen soll.
    …Ich stoße immer wieder auf Dinge, die wir bereits kennen und die gewissermaßen tief in unser Bewusstsein integriert sind. Ich möchte den Dingen, die wir für selbstverständlich halten, neues Leben und Perspektiven geben.

    An einem
    Hüpfkästchen hatte ich schon vorher als Koordinationsmodell gearbeitet, bei dem das Hüpfkästchen so erhöht ist, dass man einen Meter hoch in die Luft springt.
    Ich habe mich schon seit einiger Zeit mit der Idee eines gigantischen Hüpfkästchens herumgetragen. Und dann bot sich in Lund die Chance, den Bereich zu erweitern, in dem die Skulpturen stehen sollten. Durch die Platzierung des Hüpfkästchens zwischen dem Kopfsteinpflaster blieb noch Platz für die Warenanlieferung an die Kunsthalle. Ich fand außerdem, dass es klug ist, den Körper vor dem Ausstellungsbesuch in Bewegung zu bringen, indem man die Leute ganz konkret dazu auffordert, in die Kunsthalle zu hüpfen.

    Der Springbrunnen war bereits vorher dort. Ein Teil der Aufgabe am Mårtenstorget bestand darin, den Brunnen ins Werk zu integrieren. Ein weiteres Kriterium war, dass die Skulpturen rund um den Springbrunnen dazu beitragen sollten, dass Autos diesen Bereich nicht befahren
    können.


    Da der Raum vor der Kunsthalle wie eine Passage war, in der sich viele Menschen in verschiedene Richtungen aufteilten, kam mir
    ein Labyrinth mit mehreren Ausgängen in den Sinn, das zudem auf viele verschiedene Arten funktionieren könnte:
    Zum Sitzen für kurze Aufenthalte, zum Balancieren und für die Kleinsten zum Laufenlernen, indem sie sich am Labyrinth abstützen und sich so dem Wasser nähern.





    Wie arbeiten Sie hinsichtlich Größenverhältnissen und Materialauswahl?

    Größenverhältnisse machen uns unsere eigene Größe bewusster und wahrnehmbarer. Wenn wir kleiner gemacht werden, fällt es uns vielleicht leichter zu spielen!

    Ich nehme meinen eigenen Körper oder den von FreundInnen als Maßstab und versuche, ein bestimmtes Größenverhältnis zu treffen, das nicht überwältigend, aber dennoch herausfordernd und variabel ist. Und dann sind da natürlich noch all die Sicherheitsanforderungen, die ebenfalls erfüllt werden müssen.

    Mich fasziniert, was menschengemachte Objekte alles können. Aber gleichzeitig möchte ich untersuchen, ob sie noch mehr können – ob es etwas an ihnen gibt, das wir noch nicht entdeckt haben? Und es stellt sich oft heraus, dass dem so ist, wenn man sie vergrößert, verkleinert, verdoppelt oder viele Male nebeneinander
    wiederholt.



    Die Arbeiten für den Mårtenstorget sind aus Stahl. In anderen Fällen haben Sie mit Holz gearbeitet. Wie wählen Sie das Material aus?

    Es hat viel damit zu tun, was die Werke aushalten müssen, also etwas Funktionales. Die meisten Arbeiten aus Holz sind temporär oder Teil einer Performance-Arbeit. Holz ist auch das Material, mit dem ich selbst am besten umgehen kann und ein nicht zu teures Material.

    Stahl kam ins Spiel, als ich die permanente Arbeit für den Mårtenstorget anfertigen durfte. Sie sollte vielem standhalten und am besten einige Jahre überdauern können. Ich hatte schon einiges aus Stahl entdeckt, was ich schön fand, darunter einige Geländer am Flughafen und einige kleine Schlüsselanhänger beim Schuster.
    Die „Magischen Kreise“ auf dem Mårtenstorget sind tatsächlich von einem gewöhnlichen Schlüsselring inspiriert, dabei erkennt man doch, dass es sich eindeutig um einen Hula-Hoop-Ring handelt!



    Was bedeutet Handwerk für Sie?
    Ich liebe es einfach, wenn Dinge richtig gemacht werden. Ich finde es auch bereichernd zu sehen, wenn etwas von Menschen geschaffen wird, die stolz auf ihr Handwerk sind.
    Wenn etwas gut gemacht ist, schafft es auch Vertrauen und ein Karma, das auf die Umgebung abfärbt. Etwas, das gut gemacht ist, möchte man gut pflegen.




    Molly Haslund arbeitet derzeit u.a. an einem neuen Werk für einen Kindergarten. Worum geht es bei der neuen Arbeit?

    Es geht darum, Leben in den Eingangsbereich des Kindergartens zu bringen, wo die Kinder morgens ankommen und abends wieder abgeholt werden.

    Ich arbeite mit visuellen rhythmischen Verläufen, aber auch mit Größenverschiebungen, die anzeigen, wie groß die Kinder sind. Es wird spannend zu sehen, wie es später aussehen wird. Wir sind aufgrund der Pandemie etwas in Verzug, werden aber wahrscheinlich bald die Ziellinie erreichen.

    Lesen Sie mehr über Molly Haslund auf ihrer Webseite.